Donnerstag, 24. Februar 2011

Kapitel 2 - Teil 3

Was davor geschah: Aleana war mit ihrer Mutter im Wald Beeren pflücken und andere essbare Dinge suchen. Dabei gerieten sie in ein Gewitter und eine Bestie überfiel die beiden. Aleana fällt in Ohnmacht nachdem sie ein blaues Licht gesehen hatte. Ihre beste Freundin Leslie findet sie schließlich und sie müssen feststellen, dass Aleanas Mutter verschwunden ist. Als sie nach Hause kommt, wartet schon Benni auf sie.

Wo ist Mum?“, fragte er mich.
Ich runzelte verwirrt die Stirn und sah mich in unserem Raum um. Wir hatten ja keine Wohnung, sondern nur dieses kleine Zimmer, das sich an weitere Zimmer reihte, in denen hunderte andere Familien hausten, die das gleiche Schicksal wie wir erlitten.
Eigentlich war es vollkommen sinnlos mich „umzusehen“, denn sehr viele Möbel besaßen wir nicht, nur die Grundausstattung, die jedem Bewohner der Siedlung zustand, mehr nicht. Und der Raum war wirklich so winzig, dass man gerade mal drei Schritte brauchte um an die abgrenzte Wand zu gelangen.
Also war es kaum möglich sich hier irgendwo zu verstecken. Und das wäre außerdem sicher nicht die Art von Mum, sich unters Bett zu kauern.
Ist sie nicht hier?“, fragte ich dennoch.
Benni schüttelte stumm den Kopf. „Ich dachte, sie wäre bei dir. Ihr seid doch zusammen in den Wald gegangen. Aber ihr seid nicht wieder aufgetaucht. Bis jetzt...“
Und Mum?“
Ich dachte, du wüsstest wo sie ist“, erwiderte Benni und sah mich hoffnungsvoll an.
Ich senkte meinen Blick, denn ich musste ihn enttäuschen.
Was sollte ich denn jetzt sagen?
Ich wusste ja selber nicht was mit meiner Mutter geschehen war!
Eine eisige Faust umschloss meinen Brustkorb und presste ihn zusammen, sodass mir das Atmen auf einmal schwerer und schwerer fiel.
Ich schnappte keuchend nach Luft. „Nein. Ich weiß es nicht. Ich... Benni... ich...“
ich konnte nicht weiter sprechen. Es ging einfach nicht.
Sollte ich jetzt das sagen, was mir gerade in den Sinn gekommen war? Dass es für Mum wahrscheinlich keine Hoffnung mehr gibt?
Dass ein wildes Tier sie angefallen hat? Dass ein komisches Licht mich in Ohnmacht versetzt hatte und ich so nichts tun konnte? Dass ich hilflos im Wald herumlag, ohne Bewusstsein, ohne Mum retten zu können.
Aleana! Nun sag doch endlich, was ist denn!“ Benni starrte mich entzürnt an.
Ich schluckte schwer und holte dann tief Luft.
Weißt du... es war sehr komisch gewesen. Es hat plötzlich anfangen zu regnen... dann... ein Tier... eine Beste tauchte auf. Ich ab sie nicht gesehen, aber dann war Mum plötzlich... weg.“
Wie weg?“
Weg. Verschwunden. Ich hab sie nicht mehr gesehen. Bevor ich ohnmächtig wurde...“, erzählte ich stockend weiter, doch Benni unterbrach mich aufgeregt.
Du warst was? Bewusstlos?“
Ja. Ein blaues Lichtstrahl kam von irgendwo her, es war so grell, ich konnte kaum etwas erkennen. Dann war alles dunkel.“
Sprachlosigkeit stand meinem Bruder ins Gesicht geschrieben. Er glaubte mir nicht, schoss er mir durch den Kopf, als er seinen Kopf bedenklich hin- und herwiegte.
Hat Leslie dich gefunden?“, war jedoch das Einzige was er dazu sagte.
Ich nickte.
Und Mum?“
Benni, ich... ich weiß es nicht. Sie war nicht mehr dort. Also habe ich angenommen, sie wäre schon längst zu Hause. Bei dir.“
Im selben Moment, als ich es aussprach, wusste ich schon, was ich als nächstes sagen würde.
Mum war eindeutig nicht zu Hause. Das konnte nur eines bedeuten...
Sie kommt nicht mehr wieder, oder?“, sprach Benni, dass aus was ich dachte und insgeheim verdrängt hatte und nicht wahrhaben wollte.
Ich konnte nichts machen. Ich... ich konnte einfach nichts machen. Ich konnte ihr nicht helfen...“, stammelte ich unbeholfen.
Dann sackten meine Beine zusammen und ich landete auf allen Vieren auf dem staubigen Erdboden.
Aleana!“, hörte ich noch einen Schrei, dann brach ich in Tränen aus.
Um mich herum nahm ich nichts mehr war.
Ich war wie in... in Trance. In einer Art Schutzglocke, die einen von der Außenwelt abschirmt.
Den ganzen Rückweg mit Leslie hatten mich die Sorgen um Mum fast krank gemacht, doch ich konnte nichts sagen. Ich wollte nichts sagen. Ich wollte noch hoffen.
Doch dann... Bennis ernüchternde Feststellung hatte meine Fassade zum Einstürzen gebracht.
Ein einfacher Satz und schon brachte es mich auf den Boden der Tatsachen zurück.
Er hatte es einfach gesagt. Das was ich nicht wahrhaben wollte.
Er hatte auch Recht. Nur wollte ich das nicht einsehen. Ich konnte es nicht.
Weil ich mich zu schuldig gefühlt habe. Weil ich es immer noch tue.
Ich hätte es verhindern können.

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