Unsere Geschichte

Titelideen:
  • Beautiful Nightmare (wegen der wunderschönen Scheinwelt der Reichen, während die Anderen ums Überleben kämpfen)
  • ... Ideen sind immer gerne willkommen :D
Cover:



Personen:
 

  • Aleana Montgomery (auch Lea genannt): dunkelbraune, lange Haare, braune Augen und gerade mal 16 Jahre jung. Durch einen Zufall findet sie ihre magische Begabung heraus und von da an ist nichts mehr wie es einmal war. Denn Magie ist in Aleanas Welt verboten, da die Regierung Angst vor Aufständen und Verschwörungen hat. Aleana will zunächst diese Gabe, oder den Fluch, wie sie es nennt, am liebsten los werden, bis sie erkennt, dass sie damit den Menschen helfen kann. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse ein weiteres Mal und das Schlimmste tritt ein. Dabei verliebt sie sich in Liam.

Liam
  • Liam Evans: braune, kurze Haare, blaugrüne Augen, gut aussehend, leider auch ziemlich eingebildet und von sich überzeugt. ER ist der Sohn von Adrian, einem reichen, einflussreichen Geschäftsmann der keine Skrupel kennt. Als kleines Kind wurde er fern von allem Bösen und Schlechten gehalten, kannte nur die gute, reiche und schöne Seite der Welt, bis er hinter die dunklen Geheimnisse seines Vaters kommt & Aleana kennen lernt, die ihm die Augen öffnet & zeigt wie grausam die Welt in der sie Leben wirklich ist. Liam versuchte sich öfters gegen seinen Vater auf zu lehnen, doch die Rolle des rebellischen Sohn nimmt ihm kaum jemand ab.


      Adrian (in echt aber hässlicher)
    • Adrian Evans: der "Böse" der ganzen Geschichte. Ein total reicher und gieriger Typ, der vor nichts zurückschreckt, um seine Ziele zu erreichen. Er würde ohne Skrupel einfach einen Menschen umbringen. Seine Familie und er sind ziemlich machthaberisch und alle die nicht so sind wie sie, sind in ihren Augen keine gleichwertigen Menschen. Mit seiner Frau und seinem Sohn Liam wohnt er an einem schönsten Ort der Welt, fern von allen Sorgen und Problemen. Offiziell ist er erfolgreicher Geschäftsmann, doch hinter dieser Fassade schlummern düstere Geheimnisse.


    Benjamin





    • Benjamin Montgomery: Benjamin ist der kleine und einzige Bruder von Selena. Er hat sich für sein großes Vorbild, seine Schwester entschieden, als seine Mutter Selena aufgrund ihrer besonderen Gabe verstoßen hat.Benny, so wird er liebevoll von seiner großen Schwester genannt, ist ein neugieriger & sensibler kleiner junger Mann, der bis zu seinem 10. Lebensjahr nichts von der realen, schrecklichen Welt wusste, in der er und Selena jeden Tag aufs neue ums Überleben kämpfen.

      Leslie
    • Leslie Allen: blonde, lange Haare, braune Augen & Aleanas beste Freundin. Die beiden kennen sich schon seit sie klein sind & verbringen den ganzen Tag miteinander, obwohl Keira, Aleanas Mutter, den Umgang mit ihr verbietet. Anders als Aleana hat Leslie eine Ahnung, was hinter der Fassade der Regierung gespielt wird, denn ihre Familie gehört zu den Anführern der Rebellen. Im Grunde ist eher das Gegenteil von Aleana. Rebellisch, frech und vorlaut, eine Person, die einfach sagen MUSS was sie denkt. Sie scheut vor keinen Konflikten zurück und hat auch sonst das letzte Wort. Gerade wegen ihrer Charakterunterschiede verstehen sich die beiden so gut.

    • Die Fünf: Aleana Montgomery, Liam Evans, Travor Dankward, Chloe Swift und Alexandra McLean. Sie haben alle außergewöhnliche Gaben, sogenannten übermenschlichen Kräfte. Die Regierung hält diese Gaben für "Magie" und verfolgt alle, die im Verdacht stehen solche Magie zu haben, da diese Leute eine Gefahr für die Regierung darstellen.

    Alexandra McLean
    Chloe Swift













    PROLOG
    Ein leises Knirschen von Stein auf Stein. Ein kaum hörbares Vorzeichen für das, was gleich geschehen würde.
    Langsam bröckelnd bildete sich Riss in dem massiven Bürohauskomplex, dessen Glasfront im schwachen Schein der Straßenlaterne schimmerte.
    Immer weiter zog sich der feine Riss nach unten, wie eine Eisplatte im Winter, die langsam zerspringt.
    Das Knirschen verwandelte sich abrupt in ein lautes Knacksen und ohne jegliche Vorwarnung brach ein Containergroßes Stück der Außenmauer ab und flog samt Glasfenster wie in Zeitlupe durch die Luft.
    Mit einem dumpfen Ächzen landete das Gebäudeteil auf dem staubtrockenen Erdboden, das Glas jedoch zersprang mit der Berührung des ockerfarbenen Bodens augenblicklich in tausend Einzelteile.
    Risse zogen sich über die Erde die schon lange keinen Tropfen Wasser mehr gesehen hatte, während die Glassplitter wie Schnee herabfielen.

    Ein kaum hörbares Lachen ertönte aus dem Schatten eines Baums.
    Dann zerfiel das gesamte Gebäude in sich zusammen. Wie ein Kartenhaus bei einem heftigen Windstoß.
    Große und kleinere Steine lösten sich voneinander, krachten gegeneinander und regneten mit den unzähligen Glassplittern auf den leeren Parkplatz oder zersplitterten erst beim Aufprall mit dem Boden.
    Innerhalb weniger Sekunde schien das einst so imposante und riesige Hochhaus dem Erdboden gleichgemacht und glich jetzt eher den Trümmern auf einem Schlachtfeld, als einem Zentrum für Finanzen.
    Insgeheim war es das ja auch.

    Mit einem Lächeln wandte sich ein ganz in schwarz gekleideter Mann von den Gebäuderesten ab, streifte sich eine Kapuze übers Gesicht, sodass man die Genugtuung auf seinem Gesicht nur noch erahnen konnte.
    Es war der Mann, der vor dem Einsturz gelacht hatte.
    Mit zügigen Schritten entfernte er sich, um möglichst viel Abstand zwischen sich und die Überreste des Hochhauskomplexes zu bringen.
    Als er stehen blieb durchzuckte ein greller, unnatürlich wirkenden Blitz die wolkenfreie Nacht.
    Tiefe Furchen wurden auf den Wangen des Mannes sichtbar, leicht rötlich schimmernd und sofort ins Auge stechend.
    Die vermummte Gestalt blickte zufrieden in den Himmel, jedoch nicht um Sternbilder zu suchen.
    Eigentlich konnte er gar nichts suchen, da es auch nichts auf dem dunkelblauen Himmelszelt zu entdecken gab.
    Wie leergefegt, nicht das geringste Leuchten, nicht einmal der Mond ließ sich blicken.
    Dabei gab es, trotz des ungewöhnlichen Blitzes, keine einzige Gewitterwolke.
    Nur das weite, endlose dunkelblau.

    Zufrieden streckte der Mann eine kräftige, muskulöse Hand in die Höhe, ein Murmeln glitt über seine Lippen.
    Dann durchzuckte die Hand ein Lichtblitz, so hell wie ein Feuer im Dunkeln, und dehnte sich knisternd und funkensprühend aus, bis eine meterhohe, helle Lichtsäule in den Himmel schoss.

    _________________________________________________________

    KAPITEL 1

    Ich war völlig verblüfft und starrte sie ängstlich an. Jegliche Farben waren aus ihrem Gesicht gewichen und in ihren Augen war eine Art leere, Verzweiflung und zugleich Überraschung.  Nahezu nichts rührte sich an ihr, nicht einmal ihre Augen zeigten eine Regung, indem sie blinzelten. Sie wirkte wie eine leblose, kühle Statue aus Eis. Das einzige was sich bewegte waren ihre Finger die so stark zittern, dass es schon aussah, als ob sich ihre Finger ganz normal bewegten. So als wäre alles normal. Aber das war es ganz und gar nicht. Denn so hatte ich meine Mutter noch nie erlebt.
    Eine eisige Windböe erfasste ihre Haare und ließen sie gegen ihr Gesicht peitschen, doch sie zeigte immer noch kein Anzeichen von einer, wenn auch minimalen Bewegung.
    Ihr Gesichtsausdruck, welcher sich langsam von Verwunderung zu Wut änderte, verängstigte mich und ich versuchte verzweifelt sie anzusprechen, doch sie schien nichts mitzubekommen.
    „Mum, was ist mit dir los?  Nun rede doch!? Mum was ist passiert? Warum bewegst du dich nicht? Mum?“
    Immer noch kein Wimpernschlag. Ein weiterer Windzug erfasste nun mich und ich zuckte zusammen.  Die Blätter raschelten gefährlich und der Himmel grummelte. Es bahnte sich ein Gewitter an und es würde nicht mehr lange dauern bis es regnen würde. Und wenn es regnete, dann richtig. Wahre Wolkenmassen türmten sich dann innerhalb weniger Augenblicke am Himmel zusammen, verdunkelten alles schlagartig und dann würden die Tropfen schon auf uns niederprasseln.
    Nach weiteren zwei Minuten, in denen Lia sich immer noch nicht regte, spürte ich wie nasse Perlen mein Gesicht hinabliefen. Nein, es hatte nicht begonnen zu regnen, dafür war das Donnergrummeln noch zu leise. Ich wusste nicht warum ich jetzt heulte, doch ich konnte nicht anders.
    Was war nur mit meiner Mutter los?
    Sie war schon immer ein Mensch gewesen, der selbst in den schrecklichsten Momenten nie die Fassung verlor und immer seine wahren Emotionen hinter einer Fassade versteckt hielt. Doch heute... ich wusste nicht weshalb sie so aufgebracht, so geschockt war. Oder was überhaupt geschehen war, dass sie so anders als normalerweise war. Dass sie mir völlig fremd erschien. Ich wusste es einfach nicht. Ich brachte nichts über meine Lippen. Was hätte ich auch groß  sagen können? „Mum, bist du von einem Dämon besessen? Geht’s dir gut?  Oder soll ich den Teufelsaustreiber holen?“ Das ging ja wohl schlecht. Dabei war alles... alles schien heute nach dem Essen so... so normal. So wie immer.
    Wir waren wie jeden Abend in den abgelegenen Wald am nördlichen Stadtrand gelaufen, um uns Nahrung zu suchen.
    Nahrung suchen deshalb, weil wir es uns nicht leisten konnten im Supermarkt die teuren Hightech-Lebensmittel zu kaufen. Das bisschen Geld was wir unser eigen nennen konnten, war der Verdienst von meiner Mutter in der Fabrik, und es langte bei weitem nicht für ein Stück Butter, geschweige denn einen ganzen Laib Brot.
    Wenn ich von der Fabrik redete, dann wissen alle was gemeint war. Die Fabrik war der einzige Ort wo man egal seiner Herkunft, seines Aussehens oder seines Besitzes arbeiten durfte. Alle anderen Berufsmöglichkeiten waren... ihnen vorbehalten.
    Den Schönen. Den Reichen. Den Mächtigen. Den Bösen.
    Und dazu gehörten wir nicht. Nein, nicht wir. Wir könnten und wollten auch nicht so werden wie die Mächtigen. Man musste in solch einer Familie geboren sein um dazu zugehören, sonst musste man so leben wie meine Familie, wie meine Freunde und wie fast alle Menschen unsere Welt:
    Bescheiden, zurückhaltend und unscheinbar. Wir lebten am Abgrund des Todes, jeden Tag galt es den Kampf ums Überleben erneut zu gewinnen. Wir hatten keine Nahrung, kein Dach das uns vor dem dauernden Regen schützt und keine ordentliche Kleidung, die unsere Blessuren von der täglichen Feldarbeit verdeckte. Doch irgendwie kamen wir mit unserem Leben zurecht. Wir liebten es nicht und manche Tage waren noch härter als üblich, doch wir gaben unser Bestes all die Gewalt und Not zu vergessen. Am meisten half mir mein kleiner Bruder Benny: Er war wie ein Licht in dieser düsteren Welt und brachte mich durch seine ungewollt lustige Art immer wieder zum Lachen.
    Mit seinen verstrubbelten Haaren, die er nicht nur nach dem Aufstehen hatte, und den schelmisch funkelnden braunen Augen, die meinen so ähnlich waren, konnte er gar nicht anders, als uns zum Lachen bringen.
    Vor allem wenn er mal wieder über seine eigenen, im Vergleich zum eher schmächtigen, kleinen Körper, großen Füße stolpert und direkt vor uns auf den Boden segelt, dann schaffte ich es nie nicht los zu kichern.
    Klar, sollte man eigentlich nicht über andere und ihre Tollpatschigkeit lachen. Aber ich mache mich ja nicht über ihn lustig, nicht wirklich jedenfalls. Ich muss nur lachen, weil er genauso ist wie ich es in seinem Alter war.
    Ich bin über jeden gestellten Fuß geflogen und bei jeder denkbaren Gelegenheit ist mir irgendetwas aus den Händen geflogen, sei es eine trockene Brotscheibe, die dann im Bach landete oder ein kostbarer Gegenstand in der Fabrik. Dafür wurde ich auch den Aufpassern in unserem Arbeitssektor gehörig bestraft. Man strich mir meinen Lohn, obwohl das Wort dafür gar nicht passte, da die paar Münzen einem Menschen einfach nicht zum Überleben reichten, meine tägliche Brotscheibe und den Krug Wasser, die jedem Arbeiter zustanden, bekam ich auch nicht.
    Stattdessen musste ich neben meinem knurrenden Magen, noch die Schmerzen von den Schlägen der Aufpasser ertragen.
    Die Aufpasser sind große stämmige, bullige Männer, tätowiert von oben bis unten, ehemalige Soldaten nehme ich mal, mit denen eindeutig nicht gut Kirschen essen ist.
    Hinter ihrem Rücken heißen sie nur „Die Quäler“, da sie nichts als Qualen, Schmerzen und Strafen mit sich bringen.
    Es vergeht kein Arbeitstag, an dem ein Arbeiter nicht geschlagen, getreten oder sonst wie misshandelt wird.
    Tja, das ist unsere Welt. Das ist die Realität.
    So sieht das Leben von einem Großteil der Menschen auf unserer Welt aus.
    Jedenfalls in unserem Dorf.
    Ich weiß nicht wie es den anderen Menschen da draußen geht. Ich habe auch noch nie was davon gehört. Wir sind wie von der Außenwelt abgeschnitten.
    Es gibt nur uns. Unser Dorf, die Fabrik und die täglichen Qualen. Die Anstrengungen zu Überleben.
    Wir sind eine Gemeinschaft, da wir alle dasselbe Schicksal erleiden.
    Und nur das zählt.
    Wie es den anderen da draußen ergeht, interessiert uns nicht wirklich.
    Auch wenn wir die Möglichkeit hätten, durch Fernsehen, Radio und Telefone, mitzubekommen wie das Leben der anderen aussieht, keiner hier würde es sehen wollen.
    Denn allein schon der Gedanke, dass es nur uns so schlecht geht und den Anderen eben nicht, macht einen deprimiert und fertig. Wenn wir das auch noch bildhaft vor uns sehen müssten, mitansehen wie die anderen in Saus und Braus leben, dann...
    Aber eigentlich noch schlimmer wäre es, wenn die Anderen genauso wie wir leben müssten.
    Wenn sie genauso leiden müssten und jeden Tag ums Überleben kämpfen würden.
    Würden wir das mitbekommen, wären wir alle noch deprimierte, da wir ein für alle mal wüssten: Es gibt keine Hoffnung. Da draußen sieht es genauso wie bei uns aus. Sie werden sich nicht zusammen tun und uns helfen. Sie brauchen die Hilfe doch selber.
    Deswegen ist es gut, dass keiner im Dorf weiß, wie es am anderen Ende der Welt aussieht.
    Deswegen ist es gut, dass ich jemanden habe wie Benny. Jemanden der einen, wenigstens für den Moment, von unserem schlimmen leben, der schrecklichen Arbeit und dem wenigen Essen ablenkt.
    Ein lauter Donnerschlag riss mich aus meinen Tagträumen. Es war kein Grummeln wie vorher, sondern ein gewaltiges Dröhnen. Es hatte begonnen zu regnen und der Himmel war nun aschgrau. Immer mehr Wolken türmten sich über unseren Köpfen auf, sodass es für die Sonne keine Möglichkeit gab hin durchzudringen. Kein einziger Lichtstrahl schaffte es durch die undurchdringliche, dichte Wolkendecke und fiel nicht auf die Erde, sodass Keira und ich in der völligen Dunkelheit standen. Ich hatte nun noch mehr Angst, das einzige Gute an diesem Wetterumschwung war, dass ich das Gesicht von meiner Mutter nicht mehr genau erkennen konnte. Es hätte mich bestimmt noch mehr verängstigt, obwohl es eine Steigerung von meiner jetzigen Angst, meiner Meinung nach, nicht mehr geben könnte.
    Ich wusste nicht was ich tun sollte. Inzwischen waren weitaus mehr als 10 Minuten vergangen in denen ich hier stand. Meine triefende Kleidung klebte an meinem Körper und ich begann zu frösteln. Langsam, aber sicher fing ich an zu verzweifeln: Was soll ich denn nun bitte mit Keira machen? Was ist mit ihr los, zum Teufel nochmal!? Wie lang will sie hier noch stehen und mich anschauen, als wäre ich von einer anderen Welt?!
    Wieder wurden meine Überlegungen von etwas unterbrochen, das mich erschreckte. Diesmal war es jedoch nicht das Gewitter, sondern ein Ast der knackste. Immer und immer wieder raschelte und knackste es auf dem Boden, als ob jemand durch den tiefen Wald rennen würde.
    Doch wer betrat nachts bei diesem Wetter den Wald? Eigentlich war unsere Familie eine der letzten die abends noch Nahrung suchte.
    Vielleicht war es aber auch gar kein Mensch? Knacks. Nun konnte ich Pfoten hören, die auf dem nassen Erdboden heran trabten. Ja, es musste ein Tier sein, so schnell war kein Mensch. Jedenfalls kein Mensch, den ich kannte. Aber selbst Superman würde sich sicher nicht um diese Uhrzeit in diesen abgelegenen Wald verirren. Superman würde uns alle von dem Leid erlösen, aber das war ja so unwahrscheinlich. Es konnte nur ein Tier sein. Es kam immer näher, ich hörte das laute, unregelmäßige Schnaufen – was für ein Tier machte solche Geräusche? Es musste eine richtige Bestie sein - und den Schlamm immer lauter spritzen. Es musste direkt auf mich zukommen.  Ein Schauer lief mir den Rücken hinunter und es fröstelte mich noch mehr.
    Meine Mutter schaute mich  gestört an, es war fast schon Nacht und düster, es donnerte jede paar Sekunden und ein unbekanntes Wesen wird mich gleich auffressen, wenn ich nicht schleunigst etwas unternehmen würde.
    Panisch blickte ich umher. Es musste aus Richtung Norden kommen, dass konnte ich hören. In wenigen Sekunden müsste es vor mir stehen. Das war der einzige Vorteil, wenn man gezwungen war, jeden Tag im Wald seine Nahrung zusammen zu suchen. Man entwickelte ein Gespür für den Wald, die Pflanzen und die Tiere die dort lebten. Man konzentrierte sich mehr auf die Geräusche, die einem vielleicht einen Hinweis gab wo man gut jagen konnte oder wo ein kleiner Fluss sich durch den Wald zog.
    Angestrengt versuchte ich das Tier zu finden, um zu sehen wie viel Zeit mir noch blieb um…. Ja um was? Um wegzurennen? Auf einen Baum in der Nähe zu flüchten? Hinter einem großen Stein Deckung suchen? Alleine? Was war mit meiner Mutter? Sollte ich sie hier alleine stehen lassen? Nein, das konnte ich nicht machen.
    Doch was denn sonst? Mit ihr stehen bleiben und warten, dass das Tier an uns vorbei rennen wird? Hier im Wald lebten die wildesten Tiere, die wirklich alles fraßen was ihnen in den Weg kam - unsere Überlebenschance war praktisch gleich null. So ein Vieh würde ganz sicher nicht einfach an uns vorbei springen und sich auf die nächstbeste Pflanze stürzen und die verschlingen. (Noch eine Erfahrung, die ich hier gemacht habe: Im Wald gibt es es keine Vegetarier. Da fragte man sich natürlich, wieso es hier überhaupt Pflanzen gab, wenn die Tiere sich hier sowieso nur gegenseitig verspeisten...)
    „Ahh!“, schrie plötzlich Keira auf, „Ahhhhhh!“. Kaum war ihr vor Schmerz verzehrter, hoher Schrei im Grummeln des Himmels untergegangen, stand ich auch schon alleine inmitten des Waldes. Die Bäume umzingelten mich wie die Eisenstäbe einer Gefängniszelle, aus der man keine Chance hatte zu fliehen. Und genauso fühlte ich mich jetzt. Allein, hilflos, ich sah keinen Weg aus allem. Das Tier... Die Bestie hatte meine Mutter... Keira...
    Allein schon der Gedanke daran... Das ging mit alles zu schnell, das war zu viel für mich:
    Auf einmal fühlte ich eine schmerzende Wut in mir, ich weiß wirklich nicht woher die in diesem Moment kam, da mein Körper sich so... ausgelaugt fühlte. Aber gerade vielleicht deshalb war ich so wütend. Meine Augen weiteten sich so stark, dass ich glaubte es wäre unmöglich sie jemals wieder zu schließen und bevor ich überhaupt realisierte was geschah, färbte sich meine ganze Umwelt in harten, unnatürlichen Blautönen, die nach nur wenigen Sekunden von einem glitzernden Weiß weggespült wurden und mich in einen endlosen Traum katapultierten.
    Das letzte was ich hörte war ein jaulender, tiefer Schrei.


    Kapitel 2

    Bevor ich die Augenlider wieder aufklappt, war ich schon wieder bei Bewusstsein und sah vor meinen geschlossenen Augen die letzten Minuten, an die ich mich erinnern konnten, wie ein Film direkt vor mir.
    Ich sah mich selber, wie ich am ganzen Körper zitterte, aus Angst vor der Bestie, die mich sicherlich in Stücke zerfetzt hätte, wenn sie die Möglichkeit dazu bekommen hätte.
    Der Gedanke an meine Mutter, ihre Schreie und die seltsamen blauen Lichtstrahlen, ließen mich zusammen zucken und ich schreckte aus meinem... Traum (was war das eigentlich?) auf.
    In Sekundenschnelle schossen mir die grellen Sonnenstrahlen in meine vor Schreck weit aufgerissenen Augen und ließen sie tränen.
    Aleana? Hörst du mich?“, drang die besorgte Stimme von meiner besten Freundin Leslie an mein Ohr.
    Kannst du mich HÖREN? ALEANA!!! Sag doch was, sonst muss ich dich schlagen!!!“, rief sie wieder, aber es lag etwas mehr Panik in ihrer Stimme.
    Blinzelnd sah ich mich um.
    Ich nahm mal an, dass ich auf dem Boden lag, denn ich konnte direkt in den Wolken bedeckten Himmel sehen und machte irgendwelche komischen Figuren in den Wolken ausfindig. Ein Wolkengebilde zum Beispiel sah einem Baum, in den ein Blitz eingeschlagen ist, sehr ähnlich. Und dann war da noch... sehr komisch... die Wolken wirbelten vor meinen Augen und...
    Wach verdammt noch mal auf!“, kreischte Leslie dicht neben mein Ohr.
    Ihr Gesicht und eine ausgestreckte Hand ragten in mein Sichtfeld und bevor mir überhaupt noch bewusst war, was sie da genau machte...
    Da holte sie aus und mit einem saftigen Geräusch landete ihre Hand auf meiner Wange.
    Ein Schmerz durchfuhr meine Gesichtshälfte und ich setzte mich abrupt auf, sodass ich mit voller Wucht gegen Leslie knallte.
    Besser gesagt gegen ihre Stirn.
    AUTSCH!“, jaulte sie empört auf und fasste sich sofort an die schmerzende Stelle.
    Ich tat es ihr gleich und legte meine Hand auf die brennende Stelle in meinem Gesicht.
    DU LEBST JA!“, kreischte Leslie da ohne jegliche Vorwarnung los und stürzte sich in meine Arme.
    Etwas perplex tätschelte ich hilflos ihren Rücken und murmelte irgendwas wie: „Ja, sieht wohl so aus...“
    Wieso hast du nichts gesagt? Ich habe wirklich gedacht, du wärst... ähm... tot.“
    Schon mal was von Puls gehört?“, fragte ich und musste grinsen.
    Leslie kannte den Puls sehr wohl, sie war sogar Jugendsanitäterin der Schule gewesen, jedoch hatte sie in Notfällen immer alles vergessen. Lag ein Mensch bewusstlos vor ihr, bekam sie immer solch einen Schreck, dass sie nicht einmal zum Pulsfühlen fähig war und erklärte fälschlicherweise die Person für tot.
    Ende ihrer Sanitäterkarriere.
    Na ja früher oder später wäre die Karriere eh zu ende gewesen, denn kurz darauf wurde die Fabrik eingeführt und alle Kinder durften nicht mehr zu Schule gehen, sondern mussten sich abrackern und leiden.
    Ach scheiße! Tut mir so leid, aber du hast so... so... tot ausgesehen“, erklärte sie sich mit einem entschuldigenden Lächeln.
    Schon gut, ich leb' ja noch. Ein Glück, dass du noch nicht Alarm geschlagen hast... das wäre vielleicht ein Drama gewesen, wenn ich vor versammeltem Dorf die Augen aufgeschlagen hätte“, bemerkte ich und lachte urplötzlich los, als ich mir die geschockten Mienen der restlichen Bewohner vorstellte, wenn es wirklich so passiert wäre.

    Langsam stand ich auf, immer noch benommen von Leslies nicht gerade sanftem Schlag und schaute um mich. Ich war genau an der gleichen Stelle im Wald wie gestern. Gegenüber von mir war meine Mutter gestanden, hatte mich entgeistert angeschaut und... Stopp! Was ist eigentlich mit meiner Mutter geschehen? Wo ist sie? Das letzte woran ich mich erinnern konnte war das seltsame, blaue Licht, ein Schrei. Aber... Ich spürte die Panik in mir hinaufsteigen. Noch immer wusste ich nicht, warum sie gestern so ein Theater gemacht hatte. Wurde sie von der Bestie etwa ergriffen? Hat das Monster sie erwischt, sie mit sich fortgeschleppt oder was? Erneut riss mich Leslie aus meinen Tagträumen:
    „Erde an Aleana!! Hallo?! Kannst du mal bitte aus deinem Trancezustand aufwachen? Was ist denn  mit dir los, warum liegst du überhaupt hier?“
    Ich glaube mit „Trancezustand“ hatte sie nicht mal unrecht. Und letzteres weiß ich auch nicht so richtig. Oder doch. Ich wurde gestern fast von einer Bestie zerfetzt nachdem meine Mutter mich gefühlte 2 Stunden lang total außer sich angestarrt hatte. Ich wusste also sehr wohl was passiert war. Jedenfalls teilweise. Nur konnte ich mir das Ganze gar nicht erklären.
    „Aleana antworte mir, sonst muss ich doch den Arzt rufen und du kommst womöglich in irgendeine Psychiatrie…“
    „Ist ja schon gut, Entschuldigung! Komm lass uns zurück ins Dorf gehen, dann kann ich dir alles auf den Weg dorthin erzählen. Wer weiß ob hier Spione rumrennen, die unsere Gespräche belauschen wollen“.
    Das sagte ich nur, weil ich mich damit von den Sorgen um meine Mutter ablenken konnte und damit bei Leslie Einiges wieder gut machen konnte. Ich würde es nämlich auch nicht so toll finden, wenn meine Freundin fast bewusstlos auf den Boden liegen und erst nach einer Ohrfeige eine Reaktion zeigen würde. Gut vielleicht war das mit den Spionen ein wenig übertrieben, doch Leslie fährt total auf so etwas ab.
    Ihre Eltern sind die Anführer der Rebellen unseres Landes und Leslie gehört deswegen auch dazu. Was das jetzt mit den Spionen zu tun hat? Die eigentliche Aufgabe der Rebellen ist die Macht der Reichen und Bösen zu töten. Sie wollen, dass alles so wird wir früher, dass die Kinder wieder in die Schule gehen können und nicht in der Fabrik schuften müssen, dass sich die Erwachsenen selbst ihre Arbeit aussuchen dürfen und dabei ihr eigenes Geld verdienen können und dass niemand mehr zu etwas gezwungen wird. Die Rebellen und insbesondere Leslie meinen, dass die Anführer der Reichen (falls es so etwas gibt... aber das wissen wir natürlich nicht) überall Spione aussenden, die dann uns, die Sklaven ihrer Welt, aushorchen um an geheime Informationen zu kommen. Was das für Informationen sind, weiß ich nicht, da ich das Gequassel von Leslie eh nicht ernst nehme. Sie ist zwar meine beste Freundin und hatte schon immer einen kleinen Schaden, doch dass dieser Schaden sich so ausbaut hatte ich nicht erwartet. Nun musste ich halt mit diesem ganzen Rebellenzeugs zurechtkommen.
    Ich persönlich glaubte ja eher, dass die Regierung einfach Spione aussendet, die Leute belauschen, die vielleicht in irgendeiner Weise den reichen gefährlich werden könnten.
    Leute, die offen sich gegen die Zustände aussprechen und eine mögliche Gefahr darstellen.
    Aber laut Leslie und ihrer Familie steckt noch viel mehr dahinter.
    Irgendetwas Geheimes, irgendetwas total Verrücktes. Etwas Außergewöhnliche hinter dem diese Spione her seien.
    Wahrscheinlich sehen sie nur Gespenster, denn was sollte es denn Außergewöhnliches sein?
    Eine Wunderwaffe?
    Pfff... Wohl kaum. Wenn die Regierung ernsthaft glaubt, wir hätten eine Waffe, die ihnen gefährlich werden könnte oder irgendetwas, dass die Reichen nicht haben... dann müssen sie sich aber arg täuschen.
    Was sollten wir denn schon haben? Wenn wir nicht einmal Messer und Gabel zum Essen haben, dann werden wir wohl kaum einen gigantischen Atomkraft- Laserstrahler verstecken.
    ALEANA?! Kommst du jetzt verdammt noch mal?“
    Das war Leslie.
    Ich drehte mich zu ihr um. Sie war schon einige Schritte vorausgelaufen, aber dann stehen geblieben, als sie gemerkt hatte, dass ich ihr nicht folgte.
    Ich komme schon“, erwiderte ich und verdrängte meine wirren Gedanken.
    Jetzt fing ich auch schon an wie die Rebellen zu denken!
    Superwaffen und geheime Spione. Und all so was.
    Der Umgang mit Leslie schien wohl so langsam auf mich ab zu färben, dachte ich, musste jedoch grinsen. Ich glaubte ja nicht wirklich daran.
    Den restlichen Weg ins Dorf erzählte ich Leslie von meiner Begegnung mit der Bestie und von der plötzlichen Starre meiner Mutter. Sie konnte mir auch nicht weiterhelfen, aber wenigstens hielt sie mich nicht für verrückt, als ich ihr das blaue Licht beschrieb, das um mich herum geleuchtet hatte, bevor die Schwärze der Bewusstlosigkeit mich umhüllte.
    Als ich zu Hause ankam, war nur Benjamin, mein kleiner Bruder da.
    Wo ist Mum?“, fragte er mich.
    Ich runzelte verwirrt die Stirn und sah mich in unserem Raum um. Wir hatten ja keine Wohnung, sondern nur dieses kleine Zimmer, das sich an weitere Zimmer reihte, in denen hunderte andere Familien hausten, die das gleiche Schicksal wie wir erlitten.
    Eigentlich war es vollkommen sinnlos mich „umzusehen“, denn sehr viele Möbel besaßen wir nicht, nur die Grundausstattung, die jedem Bewohner de Siedlung zustand, mehr nicht. Und der Raum war wirklich so winzig, dass man gerade mal drei Schritte brauchte um an die abgrenzte Wand zu gelangen.
    Also war es kaum möglich sich hier irgendwo zu verstecken. Und das wäre außerdem sicher nicht die Art von Mum, sich unters Bett zu kauern.
    Ist sie nicht hier?“, fragte ich dennoch.
    Benni schüttelte stumm den Kopf. „Ich dachte, sie wäre bei dir. Ihr seid doch zusammen in den Wald gegangen. Aber ihr seid nicht wieder aufgetaucht. Bis jetzt...“
    Und Mum?“
    Ich dachte, du wüsstest wo sie ist“, erwiderte Benni und sah hoffnungsvoll an.
    Ich senkte meinen Blick, denn ich musste ihn enttäuschen.
    Was sollte ich denn jetzt sagen?
    Ich wusste ja selber nicht was mit meiner Mutter geschehen war!
    Eine eisige Faust umschloss meinen Brustkorb und presste ihn zusammen, sodass mir das Atmen auf einmal schwerer und schwerer fiel.
    Ich schnappte keuchend nach Luft. „Nein. Ich weiß es nicht. Ich... Benni... ich...“
    ich konnte nicht weiter sprechen. Es ging einfach nicht.
    Sollte ich jetzt das sagen, was mir gerade in den Sinn gekommen war? Dass es für Mum wahrscheinlich keine Hoffnung mehr gibt?
    Dass ein wildes Tier sie angefallen hat? Dass ein komisches Licht mich in Ohnmacht versetzt hatte und ich so nichts tun konnte? Dass ich hilflos im Wald herumlag, ohne Bewusstsein, ohne Mum retten zu können.
    Aleana! Sag mri jetzt sofort was los ist!“ Benni starrte mich entzürnt an.
    Ich schluckte schwer und holte dann tief Luft.
    Weißt du... es war sehr komisch gewesen. Es hat plötzlich anfangen zu regnen... dann... ein Tier... eine Beste tauchte auf. Ich ab sie nicht gesehen, aber dann war Mum plötzlich... weg.“
    Wie weg?“
    Weg. Verschwunden. Ich hab sie nicht mehr gesehen. Bevor ich ohnmächtig wurde...“, erzählte ich stockend weiter, doch Benni unterbrach mich aufgeregt.
    Du warst was? Bewusstlos?“
    Ja. Ein blaues Lichtstrahl kam von irgendwo her, es war so grell, ich konnte kaum etwas erkennen. Dann war alles dunkel.“
    Sprachlosigkeit stand meinem Bruder ins Gesicht geschrieben. Er glaubte mir nicht, schoss er mir durch den Kopf, als er seinen Kopf bedenklich hin- und herwiegte.
    Hat Leslie dich gefunden?“, war jedoch das Einzige was er dazu sagte.
    Ich nickte.
    Und Mum?“
    Benni, ich... ich weiß es nicht. Sie war nicht mehr dort. Also habe ich angenommen, sie wäre schon längst zu Hause. Bei dir.“
    Im selben Moment, als ich es aussprach, wusste ich schon, was ich als nächstes sagen würde.
    Mum war eindeutig nicht zu Hause. Das konnte nur eines bedeuten...
    Sie kommt nicht mehr wieder, oder?“, sprach Benni, dass aus was ich dachte und insgeheim verdrängt hatte und nicht wahrhaben wollte.
    Ich konnte nichts machen. Ich... ich konnte einfach nichts machen. Ich konnte ihr nicht helfen...“, stammelte ich unbeholfen.
    Dann sackten meine Beine zusammen und ich landete auf allen Vieren auf dem staubigen Erdboden.
    Aleana!“, hörte ich noch einen Schrei, dann brach ich in Tränen aus.
    Um mich herum nahm ich nichts mehr war.
    Ich war wie in... in Trance. In einer Art Schutzglocke, die einen von der Außenwelt abschirmt.
    Den ganzen Rückweg mit Leslie hatten mich die Sorgen um Mum fast krank gemacht, doch ich konnte nichts sagen. Ich wollte nichts sagen. Ich wollte noch hoffen.
    Doch dann... Bennis ernüchternde Feststellung hatte meine Fassade zum Einstürzen gebracht.
    Ein einfacher Satz und schon brachte es mich auf den Boden der Tatsachen zurück.
    Er hatte es einfach gesagt. Das was ich nicht wahrhaben wollte.
    Er hatte auch Recht. Nur wollte ich das nicht einsehen. Ich konnte es nicht.
    Weil ich mich zu schuldig gefühlt habe. Weil ich es immer noch tue.
    Ich hätte es verhindern können.

    3 Kommentare:

    1. Die Geschichte ist gut! Ich freue mich auf mehr!

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    2. Interessante Charaktere! Das könnte gut werden ;) Weiter so Mädels!

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    3. Hallo :)
      ich bin durch Zufall auf eure Seite gekommen und habe ein bisschen gelesen... es ist ziemlich gut, finde ich. Ich habe mic jedenfalls gefreut, weil ich auch schreibe. Lg. :)

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