Sonntag, 13. Februar 2011

Kapitel 2 - Teil 2


Langsam stand ich auf, immer noch benommen von Leslies nicht gerade sanftem Schlag und schaute um mich. Ich war genau an der gleichen Stelle im Wald wie gestern. Gegenüber von mir war meine Mutter gestanden, hatte mich entgeistert angeschaut und... Stopp! Was ist eigentlich mit meiner Mutter geschehen? Wo ist sie? Das letzte woran ich mich erinnern konnte war das seltsame, blaue Licht, ein Schrei. Aber... Ich spürte die Panik in mir hinaufsteigen. Noch immer wusste ich nicht, warum sie gestern so ein Theater gemacht hatte. Wurde sie von der Bestie etwa ergriffen? Hat das Monster sie erwischt, sie mit sich fortgeschleppt oder was? Erneut riss mich Leslie aus meinen Tagträumen:
„Erde an Aleana!! Hallo?! Kannst du mal bitte aus deinem Trancezustand aufwachen? Was ist denn  mit dir los, warum liegst du überhaupt hier?“
Ich glaube mit „Trancezustand“ hatte sie nicht mal unrecht. Und letzteres weiß ich auch nicht so richtig. Oder doch. Ich wurde gestern fast von einer Bestie zerfetzt nachdem meine Mutter mich gefühlte 2 Stunden lang total außer sich angestarrt hatte. Ich wusste also sehr wohl was passiert war. Jedenfalls teilweise. Nur konnte ich mir das Ganze gar nicht erklären.
„Aleana antworte mir, sonst muss ich doch den Arzt rufen und du kommst womöglich in irgendeine Psychiatrie…“
„Ist ja schon gut, Entschuldigung! Komm lass uns zurück ins Dorf gehen, dann kann ich dir alles auf den Weg dorthin erzählen. Wer weiß ob hier Spione rumrennen, die unsere Gespräche belauschen wollen“.
Das sagte ich nur, weil ich mich damit von den Sorgen um meine Mutter ablenken konnte und damit bei Leslie Einiges wieder gut machen konnte. Ich würde es nämlich auch nicht so toll finden, wenn meine Freundin fast bewusstlos auf den Boden liegen und erst nach einer Ohrfeige eine Reaktion zeigen würde. Gut vielleicht war das mit den Spionen ein wenig übertrieben, doch Leslie fährt total auf so etwas ab.
Ihre Eltern sind die Anführer der Rebellen unseres Landes und Leslie gehört deswegen auch dazu. Was das jetzt mit den Spionen zu tun hat? Die eigentliche Aufgabe der Rebellen ist die Macht der Reichen und Bösen zu töten. Sie wollen, dass alles so wird wir früher, dass die Kinder wieder in die Schule gehen können und nicht in der Fabrik schuften müssen, dass sich die Erwachsenen selbst ihre Arbeit aussuchen dürfen und dabei ihr eigenes Geld verdienen können und dass niemand mehr zu etwas gezwungen wird. Die Rebellen und insbesondere Leslie meinen, dass die Anführer der Reichen (falls es so etwas gibt... aber das wissen wir natürlich nicht) überall Spione aussenden, die dann uns, die Sklaven ihrer Welt, aushorchen um an geheime Informationen zu kommen. Was das für Informationen sind, weiß ich nicht, da ich das Gequassel von Leslie eh nicht ernst nehme. Sie ist zwar meine beste Freundin und hatte schon immer einen kleinen Schaden, doch dass dieser Schaden sich so ausbaut hatte ich nicht erwartet. Nun musste ich halt mit diesem ganzen Rebellenzeugs zurechtkommen.

Ich persönlich glaubte ja eher, dass die Regierung einfach Spione aussendet, die Leute belauschen, die vielleicht in irgendeiner Weise den reichen gefährlich werden könnten.
Leute, die offen sich gegen die Zustände aussprechen und eine mögliche Gefahr darstellen.
Aber laut Leslie und ihrer Familie steckt noch viel mehr dahinter.
Irgendetwas Geheimes, irgendetwas total Verrücktes. Etwas Außergewöhnliche hinter dem diese Spione her seien.
Wahrscheinlich sehen sie nur Gespenster, denn was sollte es denn Außergewöhnliches sein?
Eine Wunderwaffe?
Pfff... Wohl kaum. Wenn die Regierung ernsthaft glaubt, wir hätten eine Waffe, die ihnen gefährlich werden könnte oder irgendetwas, dass die Reichen nicht haben... dann müssen sie sich aber arg täuschen.
Was sollten wir denn schon haben? Wenn wir nicht einmal Messer und Gabel zum Essen haben, dann werden wir wohl kaum einen gigantischen Atomkraft- Laserstrahler verstecken.
ALEANA?! Kommst du jetzt verdammt noch mal?“
Das war Leslie.
Ich drehte mich zu ihr um. Sie war schon einige Schritte vorausgelaufen, aber dann stehen geblieben, als sie gemerkt hatte, dass ich ihr nicht folgte.
Ich komme schon“, erwiderte ich und verdrängte meine wirren Gedanken.
Jetzt fing ich auch schon an wie die Rebellen zu denken!
Superwaffen und geheime Spione. Und all so was.
Der Umgang mit Leslie schien wohl so langsam auf mich ab zu färben, dachte ich, musste jedoch grinsen. Ich glaubte ja nicht wirklich daran.
Den restlichen Weg ins Dorf erzählte ich Leslie von meiner Begegnung mit der Bestie und von der plötzlichen Starre meiner Mutter. Sie konnte mir auch nicht weiterhelfen, aber wenigstens hielt sie mich nicht für verrückt, als ich ihr das blaue Licht beschrieb, das um mich herum geleuchtet hatte, bevor die Schwärze der Bewusstlosigkeit mich umhüllte. 

Als ich zu Hause ankam, war nur Benjamin, mein kleiner Bruder da.

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