Freitag, 17. Dezember 2010

Kapitel 1

Und es geht weiter, mit dem ersten Teil von Kapitel 1 ;)) Viel Spaß!

Kapitel 1


Ich war völlig verblüfft und starrte sie ängstlich an. Jegliche Farben waren aus ihrem Gesicht gewichen und in ihren Augen war eine Art Leere, Verzweiflung und zugleich Überraschung.  Nahezu nichts rührte sich an ihr, nicht einmal ihre Augen zeigten eine Regung, indem sie blinzelten. Sie wirkte wie eine leblose, kühle Statue aus Eis. Das einzige was sich bewegte waren ihre Finger die so stark zittern, dass es schon aussah, als ob sich ihre Finger ganz normal bewegten. So als wäre alles normal. Aber das war es ganz und gar nicht. Denn so hatte ich meine Mutter noch nie erlebt.
Eine eisige Windböe erfasste ihre Haare und ließen sie gegen ihr Gesicht peitschen, doch sie zeigte immer noch kein Anzeichen von einer, wenn auch minimalen Bewegung.
Ihr Gesichtsausdruck, welcher sich langsam von Verwunderung zu Wut änderte, verängstigte mich und ich versuchte verzweifelt sie anzusprechen, doch sie schien nichts mitzubekommen.
„Mum, was ist mit dir los?  Nun rede doch!? Mum was ist passiert? Warum bewegst du dich nicht? Mum?“
Immer noch kein Wimpernschlag. Ein weiterer Windzug erfasste nun mich und ich zuckte zusammen.  Die Blätter raschelten gefährlich und der Himmel grummelte. Es bahnte sich ein Gewitter an und es würde nicht mehr lange dauern bis es regnen würde. Und wenn es regnete, dann richtig. Wahre Wolkenmassen türmten sich dann innerhalb weniger Augenblicke am Himmel zusammen, verdunkelten alles schlagartig und dann würden die Tropfen schon auf uns niederprasseln.
Nach weiteren zwei Minuten, in denen Keira sich immer noch nicht regte, spürte ich wie nasse Perlen mein Gesicht hinabliefen. Nein, es hatte nicht begonnen zu regnen, dafür war das Donnergrummeln noch zu leise. Ich wusste nicht warum ich jetzt heulte, doch ich konnte nicht anders.
Was war nur mit meiner Mutter los?
Sie war schon immer ein Mensch gewesen, der selbst in den schrecklichsten Momenten nie die Fassung verlor und immer seine wahren Emotionen hinter einer Fassade versteckt hielt. Doch heute... ich wusste nicht weshalb sie so aufgebracht, so geschockt war. Oder was überhaupt geschehen war, dass sie so anders als normalerweise war. Dass sie mir völlig fremd erschien. Ich wusste es einfach nicht. Ich brachte nichts über meine Lippen. Was hätte ich auch groß  sagen können? „Mum, bist du von einem Dämon besessen? Geht’s dir gut?  Oder soll ich den Teufelsaustreiber holen?“ Das ging ja wohl schlecht. Dabei war alles... alles schien heute nach dem Essen so... so normal. So wie immer.
Wir waren wie jeden Nachmittag in den abgelegenen Wald am nördlichen Stadtrand gelaufen, um uns Nahrung zu suchen.
Nahrung suchen deshalb, weil wir es uns nicht leisten konnten im Supermarkt die teuren Hightech-Lebensmittel zu kaufen. Das bisschen Geld was wir unser eigen nennen konnten, war der Verdienst von meiner Mutter in der Fabrik, und es langte bei weitem nicht für ein Stück Butter, geschweige denn einen ganzen Laib Brot.
Wenn ich von der Fabrik redete, dann wissen alle was gemeint war. Die Fabrik war der einzige Ort wo man egal seiner Herkunft, seines Aussehens oder seines Besitzes arbeiten durfte. Alle anderen Berufsmöglichkeiten waren... ihnen vorbehalten.
Den Schönen. Den Reichen. Den Mächtigen. Den Bösen.
Und dazu gehörten wir nicht. Nein, nicht wir. Wir würden und wollten auch nicht so werden wie die Mächtigen. Man musste in solch einer Familie geboren sein um dazu zugehören, sonst musste man so leben wie meine Familie, wie meine Freunde und wie fast alle Menschen unsere Welt:
Bescheiden, zurückhaltend und unscheinbar. Wir lebten am Abgrund des Todes, jeden Tag galt es den Kampf ums Überleben erneut zu gewinnen. Wir hatten keine Nahrung, kein Dach das uns vor dem dauernden Regen schützt und keine ordentliche Kleidung, die unsere Blessuren von der schweren körperlichen Arbeit in der Fabik verdeckte. Doch irgendwie kamen wir mit unserem Leben zurecht. Wir liebten es nicht und manche Tage waren noch härter als üblich, doch wir gaben unser Bestes all die Gewalt und Not zu vergessen.





... Fortsetzung folgt!

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